Als solchen bezeichnete ihn der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel. Nun wäre das als solches zwar schon ein Grund dem zu widersprechen, etwas genauer möchte ich dabei aber schon sein.
Herr Brüderle hat - anders als viele andere Menschen im Kabinett von Frau Merkel - gezeigt, dass er Werte hat und an diesen festhält. Man muss seine Entscheidung in Sachen Opel nicht richtig finden, aber seine Auffassung ist und war, dass nicht privaten Unternehmen mit Staatsgeldern geholfen werden sollte. Daran hat er sich gehalten, obwohl die Kanzlerin gar nicht damit zufrieden war. Unabhängig von der Bewertung der Haltung, finde ich es richtig, an den eigenen Überzeugungen fest zu halten.
Seine Überzeugung ist aber auch, dass die Rentengarantie zurückgenommen werden sollte. Ich möchte niemandem, auch keinem Rentner etwas wegnehmen, aber ohne Diskussion diesen Vorschlag einfach "wegzubügeln", halte ich auch für falsch.
Was steht hinter der Rentengarantie?
Die Renten sind an die Lohnentwicklung gekoppelt. Wenn die Löhne steigen, steigen auch die Renten. Dies ist richtig und gut, denn es bedeutet, dass nicht die Rentner auf individuell beschlossene Erhöhungen warten müssen, wenn die Löhne und damit auch die Preise steigen. Wäre dies nicht so, würden erst die Löhne, dann die Preise und erst mit Verspätung die Renten steigen. Dies wäre ein Nachteil für Rentner, die immer den Preiserhöhungen hinterherhinken würden.
Im Umkehrschluss bedeutete das aber auch, wenn die Löhne gesunken sind, wären auch die Renten gesunken. Das klingt zunächst einmal gerecht, denn wenn eine Gleichbehandlung stattfinden soll, warum nicht auch im Negativen. Aber eine Senkung der Löhne bedeutet erstens nicht gleichzeitig eine Senkung der Preise und zweitens können gerade Rentner im niedrigen Rentenbereich so eine Senkung schlecht oder gar nicht auffangen. Daher hat die große Koalition eine Rentengarantie eingeführt, bei der die Renten eben nicht sinken, wenn die Löhne sinken, sondern mindestens ihr Niveau halten.
Herr Brüderle hat dem gegenüber angeführt, dass das aber auch nicht gerecht sei, weil die Arbeitnehmer auch unter der Lohnsenkung leiden würden. Dies ist zunächst ein sozialer Gedanke, es ist aber kein Grund, die Renten zu senken. Statt dessen sollten die Löhne so gestaltet werden, dass für alle Arbeitnehmer genügend Geld vorhanden ist. Die FDP ist aufgefordert, flächendeckende Mindestlöhne zu unterstützen.
Bei den Renten geht die Diskussion über die Rentengarantie meiner Auffassung nach an der Sache vorbei. Man kann sie aufheben. Wenn man vorher dafür gesorgt hat, dass alle Renten hoch genug sind, um problemlos davon zu leben. Ich habe kein Problem damit, wenn die Renten der bessergestellten Rentner mit den Löhne sinken, sofern diejenigen Rentnerinnen und Rentner, die am Existenzminimum leben, vorher genügend hohe Renten bekommen.
Bei den Ärmsten zu sparen, lieber Herr Brüderle, das geht nicht.