Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler hat in dieser Woche einen Plan vorgestellt, nachdem künftig gesetzlich Krankenversicherte beim Arztbesuch erstmal in Vorlage gehen sollen und sich ihre Erstattung anschließend von ihrer Krankenkasse zurückholen. Also wie in der privaten Krankenversicherung auch.
Klar, die Option besteht auch bei der GKV heute schon. Aber es gibt auch einen Grund, weswegen bisher nur 0,2% aller gesetzlich Versicherten diese Option wahrnehmen: Medizinische Leistungen sind teuer.
Und es gibt einen Grund, weswegen dieses Modell bei Versicherten der Privaten die Regel ist: Privat Versicherte verfügen in der Regel über ein höheres Einkommen.
Begründet wird der Vorschlag mit einem Mehr an Transparenz für die Patienten/Versicherten. Hintergründig geht es jedoch darum, die Menschen in unserem Land davon abzuhalten, „unnötig“ oft zum Arzt zu gehen.
Natürlich, im internationalen Vergleich gehen wir Deutschen oft zum Arzt. Und das verursacht enorme Kosten, die vor dem Hintergrund einer immer älteren (und krankheitsanfälligeren) Bevölkerung, zweifelsohne noch steigen werden.
Wenn wir aber verhindern wollen, dass, wie bei so vielen Projekten der schwarz-gelben Bundesregierung, auch in diesem Fall besonders sozial schwache Menschen getroffen werden, müssen wir, zumindest dafür sorgen, dass der Betrag, den Patientinnen und Patienten vorlegen müssen, auf eine vertretbare Höhe gedeckelt ist.
Denn wenn Minister Röslers Plan zu gut funktioniert, wenn also Menschen in frühen Stadien von Krankheiten nicht mehr zum Arzt gehen, weil sie sich vor den Kosten fürchten, kann es sehr schnell sehr teuer werden: Eine Grippe wird so schnell zur Lungenentzündung, ein Rezept für Antibiotika schnell zum stationären Aufenthalt inklusive Krankentransport.
Das darf nicht passieren. Schließlich haben wir seit Bismarcks Zeiten dafür gekämpft, dass wir medizinische Hilfe in Anspruch nehmen können, ohne Angst um unsere wirtschaftliche Existenz haben zu müssen.